Im Angesicht des Todes oder – führen Sie das Leben, das Sie leben möchten?

Die Journalistin Karoline Nuckel hat gemeinsam mit ihrem Partner Samad Berdjas das inspirierende/bewegende Buch „Wer im Jetzt lacht, lacht am besten“ geschrieben. Was wir von ihnen lernen können.

Gewohnheitstiere im Hamsterrad: Morgen wird alles besser!

Kommende Woche melde ich mich im Fitness Studio an …, nächstes Jahr kündige ich meinen langweiligen Job …, in meiner Beziehung bin ich nicht mehr glücklich … Gesundheit, Partnerschaft, Beruf und vieles mehr, was zentrale Bedeutung für unsere Lebenszufriedenheit hat, behandeln wir oft stiefmütterlich. Wir sind „Gewohnheitstiere“ und der Leidensdruck scheint nicht hoch genug zu sein, um etwas zu verändern.

Den Mutigen gehört die Welt

Aufbruch bedeutet, sich ins Ungewisse hinaus zu wagen. Wir müssen mutig sein, neue Verhaltensmuster ausprobieren, in denen wir noch keine Routine haben, alte Strukturen aufbrechen, die unliebsam, aber gewohnt sind. Wir gehen quasi erstmal auf unsicherem Boden, bis wir uns ein Fundament gebaut haben und psychische Stabilität erlangen, in dem was wir geändert haben. Das bedeutet für viele, lieber weiter im Halbgaren herumzudümpeln und zu klagen oder schweigend „Dienst nach Vorschrift“ verrichten, sei es im Job oder in der Partnerschaft. Die Folgen sind Verlust an Freude und Lebendigkeit, ein Erstarren in alten und dysfunktionalen Strukturen.

Paradox: Die Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit als Startpunkt in ein erfülltes Leben

Ein radikaler Einschnitt im Leben ist sicher eine lebensbedrohliche Diagnose, wie es die Autorin Karoline Nuckel erlebte. Mit 34 Jahren wurde Sie im Jahr 2020 mit ihrem nahenden Lebensende konfrontiert. Die Diagnose Darmkrebs, so die Ärzte, lasse ihr nicht mehr als fünf Jahre Zeit. Ein Garten, ein Paragliding Flug, Meditation und Innehalten, ein Buch schreiben, ein Tattoo, eine Reise … und vieles mehr, dass ist es, was sie und ihr Partner noch miteinander erleben wollen.

Was hätten Sie verpasst, wenn Sie morgen sterben würden?

Die Frage „was hätten Sie verpasst, wenn Sie morgen sterben würden?“ stelle ich meinen Klienten in bestimmten Situationen. Sie gehört in den Handwerkskoffer systemischer Therapeuten und dient dazu, die Perspektive des Klienten zu erweitern. Es geht dabei um einen Möglichkeitsspielraum, um die Auseinandersetzung mit dem, was tatsächlich gelebt werden will und kann. Wenn eine erfüllende Beziehung und eine sinnstiftende Tätigkeit als erstrebenswert bewertet werden, sollten diese auch angestrebt werden, andernfalls liegt es nahe, die eigenen Werte zu überdenken. Dies gilt auch für einen wertschätzenden und fürsorglichen Umgang mit sich selbst. Denn es müssen weder eine lebensbedrohliche Diagnose noch grundsätzlich aufwändige Aktivitäten sein, die unsere Lebenszufriedenheit steigern.

Wie starten Sie in ein erfüllteres Leben?

Eigentlich ist es ganz einfach. Überlegen Sie einmal, welche kleinen Schritte Sie täglich gehen können, um abends nicht gehetzt und erschöpft, sondern erfüllt und zufrieden schlafen zu gehen. Vielleicht ist gerade die Zeit zum Ende des Jahres, jetzt, wo die Uhr umgestellt wurde und die meisten mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen, hierfür geeignet. Denn eins ist gewiss: Sie können nur im JETZT leben, weder in der Vergangenheit, noch in der Zukunft. Nach dem Begründer der Acceptance-Commitment-Therapie Steven C. Hayes bedeutet psychische Flexibilität geistige Gesundheit. Und diese beschreibt er als die Fähigkeit zum vollständigen Kontakt mit dem gegenwärtigen Augenblick, ohne Abwehr und Vermeidung, sondern engagiert, offen und zentriert. Wenden Sie sich also ganz bewusst und mit allen Sinnen dem zu, was Sie gerade tun, ob es Essen, Sport, Sex, ein Spaziergang im Wald, ein Gespräch mit Freunden oder was auch immer ist. Die Unmittelbarkeit und Bezogenheit auf die momentane Situation mit Beteiligung aller Sinne ist das, was unser Leben reicher macht. Dabei wünsche ich Ihnen viel Freude!

Buchtipp: Nuckel, K. & Berdjas, S. (2023). Wer im Jetzt lacht, lacht am besten.