Buchtipp Mikrostress – was ist das nun schon wieder?

Mikrostressoren: Woher kommt der Druck?

Stress kennen wir alle zur Genüge, ob er in Form von Anforderungen bei der Arbeit, Zeitdruck, Konflikten in der Beziehung auf uns einprasselt oder wir uns durch unsere eigenen hohen Ansprüche an uns selbst unter Druck setzen. Nun also Mikrostress, womit tatsächlich kleine alltägliche Stresssituationen gemeint sind, die uns die Energie rauben. In einer US-amerikanischen Studie wurden Mikrostressoren (also Auslöser für Stress) identifiziert und 10.000 Teilnehmer im Umgang mit diesen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, was die Haupt-Stressoren sind und wie man idealerweise mit ihnen umgehen kann, um seine Kraft besser für das zu nutzen, was einem wirklich wichtig ist.

Hauptstressoren: Konflikte in Beziehungen

Die Ergebnisse verweisen darauf, dass anstrengende und belastende Interaktionen mit Freunden und Familie einer der hauptsächlichen Mikrostressoren der Befragten waren. Auch in den Gesprächen mit meinen Klienten erlebe ich immer wieder, dass Konflikte im engeren Umfeld wahre Energieräuber sein können. Da will die Mutter auch nach dem Auszug des bereits erwachsenen Kindes ungefragt auf dessen Leben Einfluss nehmen oder die Eltern stellen Forderungen und erwarten Zuwendung, die mit dem Alltag meiner Klienten überhaupt nicht vereinbar sind. Kontrollierende Partner oder schwierige Freundschaften sind für den Energiehaushalt und die ersehnte innere Ruhe ebenfalls nicht hilfreich.

Konflikte in Beziehungen: Wo kann man ansetzen?

Schlüssel sei hier – so die Forscher – nicht die Beziehungen selbst infrage zu stellen sondern die Art und Weise der Kommunikation und an dieser zu arbeiten. So kann etwa das von der Mutter eingeforderte wöchentliche Familien Videotreffen auf einmal im Monat reduziert und den Eltern angeboten werden, doch mal zu Besuch zu kommen, was in diesen Fällen meist ausbleibt – schon sinkt der Stresspegel merklich.

 

Die Lösung: In der Vielfalt und Fülle leben

Vielfalt im Sinne eines „multidimensionalen“ Lebens wurde von den Studienteilnehmern als besonders bereichernd und energiespendend erlebt. Neben Hobbys sind dies wiederum soziale Kontakte verschiedenster Art, ebenso wie Tätigkeiten in Vereinen oder das Ehrenamt. Die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns ist dabei immer ein starker Faktor. Letztlich macht Sinnvolles zu tun uns glücklich und wer glücklich ist, so auch ein Ergebnis der Studie, kann mit Stress besser umgehen. Vielfalt und Fülle führen zu Dankbarkeit und Demut, dazu, das zu schätzen, was man hat. Das macht widerstandsfähiger, auch gegenüber Dingen, auf die man keinen Einfluss hat.

Wenn Sie mich fragen: Stress fängt – zumindest wenn es sich nicht um Belastungen außergewöhnlichen Ausmaßes handelt – immer im Kleinen an und entwickelt sich dann leider oft in einer Abwärtsspirale bis zu Erschöpfung und Burnout. Das hat viel zu tun mit dem eigenen Selbstbild, mit dem ungnädigen Umgang mit sich und permanenten Bewertungen, nicht gut genug zu sein. Und der Weg raus erfolgt daher ebenfalls in kleinen Schritten. Dabei sind Fülle, Vielfalt und Freude das ideale Fundament für mehr Widerstandskraft gegen Stress.

Cross, R. & Dillon, K. (2023). The Microstress Effect: How Little Things Pile Up and create Big Problems – and What to Do about It.