Mit Pillen fit für den Job: Betreiben Sie auch schon Gehirn-Doping?

In einer aktuellen Studie hat die DAK Krankenkasse herausgefunden, dass sich bis zu fünf Millionen Arbeitnehmern in Deutschland bei Stress und Leistungsdruck im Job ohne dass sie krank sind gelegentlich oder sogar regelmäßig dopen. An die verschreibungspflichtigen Medikamente zu kommen, ist offensichtlich kein Problem. Ärzte verschreiben beispielsweise das ADHS-Medikament Retalin wohl in jedem zehnten Fall ohne nachvollziehbare Diagnose. Insgesamt werden beim Gehirn-Doping vier verschiedene Medikamenten-Gruppen unterschieden:

  • Stimulanzien (wie Ritalin)
    sollen die Konzentration und die Wachsamkeit fördern,
  • Antidementiva werden eigentlich zur Behandlung von Demenz (wie Alzheimer) eingesetzt und sollen die Gedächtnisleistung verbessern,
  • Antidepressiva, Medikamenten gegen Depressionen, werden als Stimmungsaufheller und zur Überwindung von Schüchternheit und Unsicherheit konsumiert;
  • Betablocker, die bei Bluthochdruck und Herzerkrankungen verschrieben werden, nutzen Hirn-Doper um Nervosität, Stress und Lampenfieber (etwa vor Präsentationen) abzubauen.

Hirn-Doping: nur etwas für Manager?

Ganz im Gegenteil, die DAK-Studie hat ergeben, dass immer mehr auch ganz normale Arbeitnehmer mit unsicheren Jobs oder mit einfachen Tätigkeiten ohne entsprechende Erkrankung verschreibungspflichtige Medikamente zur Leistungssteigerung oder Reduktion von Spannung einnehmen. Auch sind es nicht unbedingt nur junge Leute, die erfahrungsgemäß eher zu Experimenten und Offenheit für Drogen neigen, sondern insbesondere die Altersgruppe zwischen 40 und 50 Jahren, die das sog. pharmakologische Neuroenhancement betreibt.

Dopen für die Arbeit: Wie hilfreich ist das?

Was oft verschwiegen wird sind die Nebenwirkungen der Präparate. Häufig zeigen die Medikamente nur kurzfristige oder minimale Effekte in Bezug auf die Steigerung der Leistungsfähigkeit. Auf der anderen Seite können massive gesundheitliche Risiken auftreten, zu denen etwa Abhängigkeit, Herzrhytmusstörungen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Nervosität oder sogar Persönlichkeitsveränderungen gehören. Diese Nebenwirkungen stehen in keinem Verhältnis zur kurzfristigen Verbesserung der Situation. Eine Selbstausbeutung für die Arbeit mag zwar in unserer Gesellschaft von vielen immer noch als ehrenhaft angesehen werden, es ist nur unzweifelhaft, wer am Ende die Rechnung zahlt: Der Arbeitnehmer selbst. Es gibt andere Wege, sich mit Stress und Be- bzw. Überlastung bei der Arbeit auseinanderzusetzen und den individuell passenden Weg für ein gesünderes Leben und Arbeiten zu erreichen. Ein Coaching kann helfen, sich die persönliche Situation zu reflektieren und neue Möglichkeiten im Umgang mit Leistungsdruck zu erproben. Lesen Sie hierzu auch die Artikel Stress und Burnout und Midlife und Jobperspektive.