Midlife und Elternschaft

Wenn die Kinder „flügge“ werden und das Elternhaus verlassen, stellt das für fast alle Eltern eine große Veränderung im Leben dar. Die aktive Elternrolle, eine zentrale Lebensaufgabe ist nun abgeschlossen. Verbunden mit diesem Ereignis entstehen oft krisenhafte Phasen bis hin zu diagnostizierten Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen. Mediziner und Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von dem sog. Empty-Nest-Syndrom (engl. für Leeres-Nest-Syndrom). Nun geht es für die Eltern darum, sich neu zu orientieren und Zukunftsperspektiven unabhängig von den eigenen Kindern zu schaffen. Und auch die Beziehung zu den Kindern bekommt eine neue Qualität.

Kinder aus dem Haus: Das Empty-Nest-Syndrom

Fiat 500 mit Gepäck auf dem Dach, Kinder ziehen aus, Empty Nest SyndromOb Kinderkrankheiten, Schule, Pubertät oder erste Liebe – in den letzten zwei Jahrzehnten stand Ihre Sorge um das Wohlergehen der Kinder im Mittelpunkt Ihres Tuns. Nun ist Ihre Arbeit weitestgehend getan, die Kinder verlassen das Elternhaus, beispielsweise um eine Ausbildung zu beginnen oder ein Studium zu absolvieren. Auch wenn Sie sich bei so manchem Streit gewünscht haben, das es irgendwann soweit ist, jetzt ist die Veränderung, die der Auszug der Kinder mit sich bringt, elementarer als Sie es sich zugestehen wollen.

Das Empty-Nest-Syndrom: Die Symptome

Für Sie als betroffene Eltern stellt sich nun die Frage nach der eigenen Sinnhaftigkeit, vor allem wenn Sie wegen der Kinder viel Zeit zuhause verbracht und Ihren Beruf und persönliche Interessen hinten angestellt haben. Nicht selten verspüren Sie eine innere Leere und fragen sich, wie es nun weitergehen soll, da es so still geworden ist im Haus. Gefühle wie Trauer und Trennungsschmerz treten in dieser Phase der Ablösung häufig auf. In Ihrer Rolle als Mutter oder Vater werden Sie nun kaum mehr gebraucht, dies kann auch mit einer Verringerung Ihres Selbstwertgefühls, mit Selbstzweifeln und dem Gefühl innerer Leere einher gehen. Nicht nur von Müttern, auch von Vätern kann diese Phase als belastend erlebt werden, und zwar insbesondere dann, wenn  jene ihre berufliche Karriere bereits abgeschlossen haben, sich nun im Job zurücklehnen können und sich mehr Zeit für die Familie wünschen. Das, was sie im Kleinkindalter der Kinder verpasst haben, würden sie jetzt gerne nachholen, aber dafür ist es nun zu spät.

Behandlungsbedürftigkeit des Empty-Nest-Syndroms

Leerer Raum mit Umzugskartons, Kinder ziehen aus, Empty Nest SyndromWenn Sie Ihre eigene Identität ausschließlich über Ihre Elternrolle definieren, kann es sein, dass Sie den Auszug Ihrer Kinder als besonders problematisch erleben. Möglicherweise ist Ihre seelische Belastung so stark, dass sich eine richtige Krise entwickelt. Nicht selten werden in dieser Zeit von Medizinern Medikamente gegen Depressionen verschrieben. Werden die Medikamente ohne begleitende psychologische Gespräche verordnet, kann dies mit dem Beginn einer „Arzneimittelkarriere“ verbunden sein.

Empty-Nest-Syndrom und Partnerschaft

Zudem ist die Scheidungsrate in der Phase, wenn die Kinder aus dem Haus gehen, statistisch besonders hoch. Denn nun, da die Verantwortung für die Kinder in den Hintergrund tritt, muss sich das zurückgebliebene Paar fragen, wieviel von der Beziehung, von Partnerschaft und auch von Leidenschaft über die Jahre übrig geblieben ist. Die partnerschaftliche Beziehung steht nun vor einem Veränderungsprozess. Im neuen Alltag gilt es, gemeinsame Ziele und Interessen zu finden und miteinander zu leben. Der Austausch darüber ist für die meisten Paare sehr wichtig und muss jetzt, da nicht mehr die Kinder im Mittelpunkt stehen, oftmals erst neu eingeübt werden. Wenn Sie in dieser Zeit das Gefühl haben, alleine oder in der Partnerschaft nicht mehr klarzukommen, kann ein Coaching helfen, sich neu zu orientieren und persönliche wie auch gemeinsame Ziele zu definieren.

Neue Lebensentwürfe: Was Sie tun können

älteres glückliches Paar am StrandVergegenwärtigen Sie sich zunächst: Das, was momentan passiert, ist ein natürlicher Prozess im Rahmen der Entwicklung Ihrer Kinder. Es handelt sich hierbei mehr um eine räumliche als um eine emotionale Trennung. Darüber hinaus hat alles zwei Seiten und dies gilt auch für den Auszug Ihrer Kinder. Machen Sie sich klar, dass nicht nur für Ihre Kinder sondern auch für Sie selbst eine neue Lebensphase mit vielen Möglichkeiten beginnt. Vieles, was Sie vorher eingeschränkt hat, fällt nun weg. Sie werden wieder unabhängiger und haben viel mehr Freiräume, Dinge zu tun und zu lassen. Ihre Haushaltspflichten reduzieren sich beispielsweise, beim Reisen sind Sie nicht mehr auf Ferienzeiten angewiesen. Für viele Eltern ist ein Umdenken aber leichter gesagt als getan. Vielleicht fragen Sie sich, was denn nun Ihre neuen Tätigkeiten und Aktivitäten sein können, die Sie jetzt plötzlich mit Freude und Leben erfüllen sollen. Wichtig ist vor allem, dass Sie einen ganz persönlichen Weg finden, mit der Krise umzugehen. Und eben auch individuelle neue Zukunftsperspektiven. Je erfüllter Ihr eigenes Leben ist und je zufriedener Sie sich fühlen, um so weniger werden Sie den Auszug Ihrer Kinder als psychische Krise erleben.

Kinder aus dem Haus: Die neue Elternschaft

Junge Frau kommt mit dem Zug nach Hause um die Eltern zu besuchenWenn die Beziehung zu Ihren Kindern vor dem Auszug gut war, wird der Kontakt auch danach nicht abbrechen. Zudem unterstützen Sie Ihre Kinder möglicherweise noch, z.B. durch Mietzuschuss, Einrichtungsgegenstände für die Wohnung bzw. das WG-Zimmer oder durch Lebensmittel. Oder die Kinder kommen am Wochenende regelmäßig zum Wäsche waschen nach Hause. Darüber hinaus wird es Ihren Kindern sehr helfen, wenn Sie deren Autonomie akzeptieren, Ihre Hilfe anbieten, aber sich nicht aufdrängen und alles besser wissen. Natürlich haben Sie mehr Lebenserfahrung, aber auch Sie haben diese selbst machen müssen. Mit dem Auszug wandelt sich die Eltern-Kind-Beziehung, Sie begegnen Ihren erwachsenen Kindern idealerweise nun zunehmend auf Augenhöhe. Wenn Ihre Kinder diese Akzeptanz Ihrerseits spüren, werden Sie den Kontakt zu Ihnen halten und Sie als Ratgeber schätzen, ebenso wie sie Sie an Ihrem Leben teilnaben lassen werden. Sie bleiben auch in dieser Phase Eltern – nur eben anders und neu.

Coaching in der Empty-Nest-Phase

Wenn Sie der Auszug Ihrer Kinder psychisch belastet, wenn Sie in dieser Phase ein neues Selbstverständnis für sich und Ihre Partnerschaft entwickeln oder an einer Beziehung auf Augenhöhe mit Ihren erwachsenen Kindern arbeiten möchten, unterstütze ich Sie gerne mit einem Coaching. Die Beratungsstunden können Ihnen helfen, sich neu zu orientieren und eigene genauso wie gemeinsame Ziele mit Ihrem Partner zu entdecken.