ChatGPT und das innere Kind

Bitte nicht lachen!

Neulich schickte mir meine Tochter die neueste Spielerei auf ChatGPT, die Erstellung einer ‚Spielzeugfigur‘ von der eigenen Person. Dann hatte ich eine Sitzung mit einem Klienten. Und das zusammen brachte mich auf einen Idee:

Was ist das Kind-Ich?

In meinen Therapiestunden geht es oft um das ‚innere Kind‘. Dieser Begriff, in Deutschland einem breiten Publikum bekannt geworden durch die Psychologin und Autorin Stefanie Stahl, wird in verschiedenen therapeutischen Schulen seit den 1950er Jahren benutzt. Eric Berne, Psychiater und Begründer der Transaktionsanalyse, spricht vom sog. ‚Kind-Ich‘. Das ist ein Anteil in uns, der in uns auch im Erwachsenenalter so weiterlebt, wie wir als Kind waren, z.B. verspielt, angepasst, ängstlich oder auch rebellisch und trotzig.

Unser Inneres Kind (oder Kind-Ich) setzt uns häufig unter Druck

In der Transaktionsanalyse gibt es in einer Person neben dem ‚Kind-Ich‘ auch noch das ‚Eltern-Ich‘ (etwa fürsorglich oder bevormundend) und das ‚Erwachsenen-Ich‘, das ist der reife Anteil unserer Persönlichkeit, respektvoll und konstruktiv. Dieser Anteil erlaubt uns, dass wir uns angemessen verhalten. Alle Anteile haben Auswirkung auf unsere Kommunikation. Wenn das Kind-Ich ängstlich, traurig oder verzweifelt ist oder sich als ungenügend empfindet, kann das zu einer Art ‚Über-Performance‘ führen.

Was uns antreibt: Das perfektionistische oder harmoniesüchtige Kind-Ich

Berne spricht in diesem Zusammenhang von den sog. ‚Antreibern.‘ Diese treiben uns an, etwa zum Perfektionismus oder dazu, nicht ’nein‘ sagen zu können. Ist das nicht eigentlich gut, wenn wir uns antreiben zu mehr Leistung oder Unterstützung für Andere? Ja, aber nur bis zu einem gewissen Grad, denn wenn es zuviel wird, überlasten wir uns und verlieren unsere eigenen Bedürfnisse aus dem Blick.

Das hat etwas damit zu tun, dass wir das Kind in uns nicht mögen, es als minderwertig empfinden (wie damals manche Eltern mit Aussagen wie „was, nur eine eins minus?“) und es optimieren wollen. Die Kritik der Eltern wird verinnerlicht, wir machen sie zu einem Teil von uns selbst. Das kann zwar unterstützend sein, etwa wenn wir etwas leisten müssen, aber wenn unsere inneren Antreiber zu stark werden, verlieren wir unsere psychische Balance.

Das Kind-Ich braucht Fürsorge und liebevollen Umgang

Unser innerer Druck, uns anzupassen oder es noch besser machen zu müssen, steigt dann noch mehr an. Eine typische Folge ist der Burnout. Aber wie kommt man aus dieser Schleife raus?

Die Lösung: Es geht darum, das Kind in uns und damit auch die traurigen oder ängstlichen Teile anzunehmen. Dazu kann es hilfreich sein, dieses Kind, das wir mal waren, zu visualisieren, innerlich wie äußerlich. Das mache ich in der Therapie häufig. Danach spreche ich mit meinen Klienten darüber, wie sie fürsorglicher und liebevoller mit den belasteten Anteilen umgehen können. Für den Hausgebrauch (und nicht als Therapieersatz) also hier die Idee: Ich habe bei ChatGPT ein aktuelles Foto von mir und von meinem Stofftier aus meiner Kindheit hochgeladen und daraus ein ‚Spielzeug‘ generieren lassen, eben das fröhliche innere Kind. Hier nun das Ergebnis. Deiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt 🙂