07. Juni 1980: Meine Freunde und ich sind in die damalige Kölner Sporthalle gepilgert, um einige unserer Idole endlich live zu sehen: Die Band Santana und den legendären Rock-Star Frank Zappa in einem Doppel-Konzert. Während das Santana-Konzert genauso verlief, wie wir es uns gewünscht hatten (also Party pur), mutete der Auftritt von Frank Zappa und Band ziemlich seltsam an: Der Musiker kam auf die Bühne, und stimmte erstmal 40 Minuten lang seine Gitarre – wohlgemerkt mit dem Rücken zum Publikum … Dass dieser Mensch ziemlich exzentrisch sein musste, wurde mir schon damals klar.
Pop-Star Kind in einer exzentrischen Familie – die Geschichte von Moon Unit Zappa
Viele kennen den bereits 1993 mit nur 52 Jahren verstorbenen Musiker heute wahrscheinlich gar nicht mehr, zu experimentell die Kompositionen dieses klassisch ausgebildeten Komponisten und Ausnahmetalents, der keinem Klischee folgte und nicht zuletzt aufgrund seiner unzähligen Affären skandalös umwittert war. Im vergangenen Jahr ist die Biografie seiner ältesten Tochter mit dem ebenso außergewöhnlichen Vornamen ‚Moon Unit‘ erschienen. Darin zeichnet sie ein schonungsloses Bild ihrer Kindheit und Jugend in einem völlig abgedrehten Elternhaus mit einem oft absenten Vater und einer psychisch nicht minder auffälligen Mutter.
Moon Unit Zappa: Kindheit hat viele Facetten – die Fähigkeit zum differenzierten Blick
Das Buch liest sich wie eine psychologische Fallstudie. Schonungslos beschreibt Moon Unit Zappa die vielen Entschäuschungen und Verletzungen, die sie aufgrund ihrer Erfahrungen inmitten ihrer hoch dysfunktionalen Familie im Topanga Canyon, einem Hippie-Mekka in Kalifornien davonträgt. Das Besondere und Berührende an diesem Buch ist für mich aber etwas anderes: Es geht der Tochter nicht darum, die Eltern (und später auch ihre drei jüngeren Geschwister) für ihr Verhalten anzuklagen. Die Wärme, das Wohlwollen und die emotionale Bindung insbesondere zu ihrem Vater haben ebenso viel Platz. Moon Unit Zappa gelingt es, ein differenziertes Bild ihrer Familie und ihrer Ablösung von dieser hin zu einer eigenen Identität nachzuzeichnen ohne zu idealiseren.
Für mich eine empfehlenswerte und spannende Biografie, auch wenn man Frank Zappa nicht kennt.