Endlich mal wieder ein neues Wort – neulich in einer Sitzung sprach ein Klient von sog. ‚Chancern.‘ Selbst das Internet gibt noch nicht so viel über diesen Begriff her – also einen Beitrag auf meinem Blog wert.
Der Chancer – immer auf der Suche nach dem eigenen Vorteil
Die Bezeichnung (gilt natürlich für alle Geschlechter) wird im britischen Englisch häufiger verwendet. Sie bezeichnet Menschen, die Beziehungen vor allem dazu nutzen, das Beste für sich rauszuholen. Die sich nur melden, wenn sie etwas brauchen, die auch nicht davor zurückscheuen, sich zu verstellen, um sich selbst Vorteile zu verschaffen und damit nicht authentisch sind. Andere Menschen sind ihnen letztlich nicht wichtig, Fairness und Ehrlichkeit gehören nicht zu ihren Tugenden.
Wer läuft besonders Gefahr, auf Chancer reinzufallen?
Menschen, die nicht ’nein‘ sagen können, die sich mehr nach anderen richten als auf ihre eigenen Bedürfnisse zu hören sind die idealen Opfer für Chancer. Sie tun anderen gerne einen Gefallen, sie springen gerne mal ein, wenn jemand bei der Arbeit ausfällt oder sie besonders fürsorglich. Wer so strukturiert ist, läuft Gefahr, ausgenutzt zu werden. Und sollte sich fragen, warum er so handelt. Dahinter steckt oft ein geringes Selbstbewusstsein, das Bild von sich selbst, dass man sich nicht erlauben darf, auch mal ’nein‘ zu sagen.
Wie kann man sich vor Chancern schützen?
Chancer sind oft besonders zugewandt und machen Komplimente, wenn sie etwas wollen. Petra fragt ihre Kollegin Anja: „Kannst Du nicht wieder das Geschenk für unsere Kollegin Maria besorgen? Keiner macht so schöne Geschenkverpackungen wie Du!“ Das ist nur ein banales Beispiel, aber so fängt es an. Geschmeichelt besorgt Anja wie jedes Jahr das Geschenk für Maria. Petra hat das noch nie gemacht. Auch wegen des Geldes muss Anja Petra noch hinterherlaufen. An dieser Stelle kann Anja sich fragen: ‚Warum immer ich?‘ ‚Warum macht Petra das nicht auch mal, meine Zeit ist schließlich auch kostbar. Und wenn Petra nicht kreativ ist beim Einpacken, kann sie das Geschenk auch einpacken lassen. Wichtig ist:
- Mach das Problem oder die Aufgaben anderer nicht zu Deinem Problem.
- Überlege, wofür Du selbst wirklich (immer) verantwortlich bist.
- Überlege Dir, was es für Dich bedeutet, Dich abzugrenzen. Darfst Du Dir das erlauben? Wenn nicht, warum nicht?
- Beginne, Dich abzugrenzen. Das wird Dir vermutlich erstmal schwerfallen. Dann kannst Du sagen „okay, ich mache es dieses Mal, aber nächstes Mal bist Du dran.“
Selbstfürsorge – mehr Liebe für Dich selbst und weniger Energie für die, die es nicht wert sind
Vermutlich hast Du beim ersten Mal, wenn Du ’nein‘ sagst, ein schlechtes Gewissen. Aber da musst Du durch. Das Interessante ist, dass Chancer einen irgendwann in Ruhe lassen die Menschen um einen rum akzeptieren, dass man eben nicht ‚das Mädchen für alles‘ ist. Hast Du Dich ein paarmal erfolgreich abgrenzt, wird Dir Dein neues, selbstfürsorgliches Verhalten ganz sicher leichter fallen und wird irgendwann selbstverständlich. Wie gesagt, ein kleines Alltagsbeispiel, aber in kleinen Schritten fängst Du an, mehr mit Dir selbst in Einklang zu leben. Probier’s aus.