Partnerschaft und Konflikte

Die Weihnachtszeit und der gemeinsame Sommerurlaub stellen Beziehung oder Ehe oft auf eine harte Probe. Denn während sich viele im Alltag über Jahrzehnte eingerichtet haben und in ihren Routinen mehr oder weniger vor sich hinleben und funktionieren, wird bei der selbstverordneten Zwangsnähe plötzlich deutlich, was alles nicht funktioniert. Ob mit oder ohne Trauschein, Beziehung bedeutet kontinuierliche Arbeit, denn wir verändern uns, etwa durch Herausforderungen im Beruf und Alltag (z.B. Stress) oder durch familiäre Veränderungen (z.B.: Auszug der Kinder, Krankheit eines Partners), und das hat für das ganze System Beziehung oder Familie Auswirkungen. Viele hoffen, dass es mit der Beziehung schon irgendwie weiterlaufen wird, aber wenn das Verhalten nicht reflektiert wird, sind Konflikte vorprogrammiert.

Streitendes Paar in KriseTrennung und Scheidung

In der Scheidungsstatistik schlägt sich nieder, dass heute immer weniger Menschen bereit sind, in einer unbefriedigenden Partnerschaft weiterzuleben. Zu groß scheinen die Optionen, sich auch im mittleren Lebensalter noch verwirklichen zu können. Die Anzahl derer, die nach 26 oder mehr Ehejahren einen Scheidungsantrag stellt, hat sich in den letzten 20 Jahren (seit 1993) verdoppelt und beträgt bereits 14 Prozent aller Scheidungen. Frauen reichen dabei mehr als die Hälfte der Scheidungsanträge ein. Das hat zum einen damit zu tun, dass sie in den letzten Jahrzehnten durch zunehmende Berufstätigkeit wirtschaftlich immer unabhängiger geworden und damit eher bereit sind, den Schritt in die Trennung zu wagen. Zum anderen wünschen viele Frauen in der Beziehung mehr emotionale Nähe, Zuwendung und Austausch als viele Männer bereit sind zu geben. Geht nach über die Jahre verloren gegangener Intimität auch noch die Kommunikation verloren, ist dies ein Prozess der Entfremdung.

Gibt es einen Weg, die Beziehung zu retten?

Älteres Paar beim Besuch einer PaartherapieDiese Frage kann niemand pauschal beantworten, zu vielfältig sind die Partner, ihre Wünsche, Erwartungen und die Beziehungsmuster. Klar ist nur, dass der Gedanke, sich zu trennen, nicht von jetzt auf gleich entsteht, sondern immer ein Prozess ist. Wenn Sie einmal genau nachdenken, was Sie in der Beziehung schon lange stört, worüber Sie nicht mit einander sprechen können und was immer wieder Anlass zum Streit gibt, finden sich Muster, die darauf hinweisen, was schon länger nicht mehr stimmt. Es macht Sinn, hieran zu arbeiten, bevor die Beziehung ganz aus dem Ruder gelaufen ist. Eine Reflexion in Form einer psychologischen Beratung kann für den Einzelnen hilfreich sein, um sich das Konstrukt Beziehung aus der persönlichen Perspektive noch einmal genau anzuschauen und zu hinterfragen: Welche Basis hat Ihre Beziehung? Was teilen Sie (noch) miteinander? Was funktioniert gut? Welche Erwartungen gibt es in der Partnerschaft? Werden Ihre Bedürfnisse befriedigt? Wofür lohnt es sich zu kämpfen?

Psychologische Hilfe bei Problemen in der Partnerschaft

Ein älteres Paar umarmt sich zur Versöhnung nach KriseOftmals kommen Paare in die Therapie um ihre Beziehung zu retten, wenn es schon zu spät ist. Dann geht der eine nur mit, weil ihm der andere „die Pistole auf die Brust setzt.“ Solche Maßnahmen sind gut gemeint, aber verfehlen meist das Ziel. Beziehung wird nicht durch einen Partner alleine gestaltet und ist auch kein Selbstläufer, sondern ein Prozess, der über die Jahre gemeinsame Arbeit erfordert. Fragen Sie sich einmal gemeinsam: Wieviel Beziehung findet in Ihrem Alltag noch statt? In welchen Situationen entsteht Streit? Was haben Sie sich noch zu sagen? Woran möchten Sie festhalten? Welche gemeinsamen Pläne und Ziele haben Sie? Paartherapie kann helfen, eigene Bedürfnisse und Verhaltensmuster in der Beziehung deutlich zu machen. Oft können im geschützten Rahmen mit einer neutralen Person (dem Therapeuten) Vorstellungen und Sorgen ohne Verletzungen und Schuldzuweisungen angesprochen werden. In besonders angespannten Situtationen kann es helfen, überhaupt mal wieder aussprechen zu können. Das alles kann hilfreich sein, um das Verhalten des Partners wieder nachvollziehen zu können und eigene Bedürfnisse zu formulieren, genauso wie Ängst und Erwartungen. Durch diesen Austausch kommen Sie einander möglicherweise wieder näher, oder aber Sie stellen fest, dass sich Ihre Wege an dieser Stelle trennen, weil es keine gemeinsame Perspektive mehr gibt.

Paartherapie oder Einzeltherapie?

Sind sie beide der Meinung, dass eine Paartherapie der richtige Weg ist? Wenn ja, versuchen Sie es. Wenn nicht, bleibt die Möglichkeit, getrennt eine Therapie oder ein Coaching in Angriff zu nehmen. Jede/r muss für sich selbst entscheiden, ob er dies möchte. Es gibt zudem auch den Weg, dass Sie sich eine gemeinsame Therapeutin bzw. einen gemeinsamenTherapeuten suchen und jeder zunächst Einzelgespräche führt, bis Sie als Paar bereit sind, gemeinsame Sitzungen durchzuführen.

Beziehung ist Arbeit. Dies gilt für beide Partner. Wenn Sie an dem Punkt angelangt sind, an dem Sie Hilfe in Anspruch nehmen möchten, sind wahrscheinlich schon Jahre vergangen, in denen sich Konflikte oder Kommunikationssprobleme angebahnt haben. Diese zu lösen geht nicht von heute auf morgen, sondern hierbei handelt es sich ebenfalls um einen Prozess. Sie müssen Geduld haben und sich auf diesen Prozess einlassen, der wiederum auch viel Arbeit und Durchaltevermögen von Ihnen erfordert.

10-Punkte Checkliste für eine psychologische Beratung bei Konflikten in der Partnerschaft

Folgende Aussagen beziehen sich auf das Miteinander in Ihrer Beziehung. Wenn Sie viele Aussagen davon mit „ja“ beantworten, könnte es sein, dass Ihre Beziehung an einem kritischen Punkt angelangt ist. Eine Beratung kann Ihnen Klarheit darüber verschaffen, Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu formulieren und im nächsten Schritt dementsprechend zu handeln:

  • Wir sprechen immer weniger miteinander.
  • Zärtlichkeit und Sex gibt es schon lange nicht mehr.
  • Ich habe kein Bedürfnis nach Sexualität in der Partnerschaft.
  • Ich habe das Vertrauen in meinen Partner verloren.
  • Wir streiten uns immer häufiger.
  • Meine Partnerin hört mir nicht mehr zu
  • In meiner Beziehung erlebe ich keine Geborgenheit mehr.
  • Meine eigenen Interessen finden in meiner Beziehung keine Berücksichtigung.
  • Wir können unsere Interessen immer weniger miteinander vereinbaren.
  • Wir haben keine gemeinsamen Pläne und Ziele für die Zukunft mehr.

Im Fokus meiner Beratung steht eine ressourcen- und lösungsorientierte Bearbeitung Ihrer Beziehung, um gemeinsam mit Ihnen als Klient/in neue Perspektiven zu aktiven Gestaltung Ihres Beziehungslebens erarbeiten.