Sex & drugs & rock n’roll? – Was wünschen sich junge Menschen für 2019?

 

Party oder Stressabbau: Was wollen junge Menschen 2019?

Die DAK-Gesundheit hat in einer repräsentativen Studie, die bereits seit 2014 jährlich durchgeführt wird ermittelt, was sich junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren für 2019 wünschen. Aus der Perspektive älterer Generationen und derem Blick auf ihre eigene Jugend etwa in den 1960er oder 70er Jahren liegt es nahe zu vermuten, dass es sich um mehr Party, Spaß oder Geld handeln könnte.

Wunsch Nr. 1: weniger Stress – was ist nur aus unserer Jugend geworden?

Tatsächlich weisen die Ergebnisse der Studie auf eine ganz andere Bedürfnislage hin. Demnach will jeder Zweite im Alter zwischen 14-29 Jahren digitale Medien wie Handy, Computer und Internet häufiger abschalten. Im Vergleich zu den Studienergebnissen von 2014 ist das ein Anstieg von fast 70 Prozent. Reduktion des Medienkonsums kann helfen, Stress abzubauen und dadurch konzentrations- und leistungsfähiger, ausgeglichener und gesünder zu sein bzw. zu werden.

Bereits Anfang des Jahres wurde der BARMER-Arztreport veröffentlicht, der darauf hinwies, dass jeder sechste Studierende an Depressionen, Angststörungen, Panikattacken oder einer anderen psychischen Erkrankung leidet. Als Ursachen für diese Belastungen wurden Leistungs- und Zeitdruck sowie finanzielle Existenz- und Zukunftssorgen genannt. Die Tendenz ist – nicht nur bei Studenten – steigend: Demnach prognostiziert die WHO (Weltgesundheitsorganisation), dass bis zum Jahr 2030 Depressionen die zweithäufigste Volkskrankheit sein werden.

Ursachen für die Zunahme psychischer Erkrankungen bei jungen Erwachsenen und Studierenden

Erzählen Sie ihren Kindern auch, dass Ihre Mutter Sie in Ihrer Kindheit vom Spielen reinholte, wenn es dunkel wurde? Das ist für Kinder und Jugendliche von heute kaum mehr vorstellbar. Zuletzt hatte die mittlerweile teilweise wieder revidierte Einführung von G8 dazu beigetragen, dass das in acht statt vormals in neun Jahren zu bewältigende Pensum bis zum Abitur der “Abschaffung der Kindheit” Vorschub leistet. Für Sport und Vereinsaktivitäten oder einfach nur zum Spielen bleiben bei dem extrem langen Unterricht kaum mehr Zeit. Vielmehr gestaltet sich der Alltag vieler Kinder heute in enger Taktung zwischen Chinesisch-AG und dem Bulimie-Lernen für die nächste Klausur.

Anpassung ist gefragt – nicht Individualität und Identitätsfindung

Das hohe Lernpensum lässt wenig Raum für kreative und regenerative Tätigkeiten. Was oft übersehen wird ist, dass diese elementar notwendig für die Ich-Findung sind. Bei einer Sportart, die Jugendliche für sich entdecken, können sie Freude am sich Ausprobieren, an Leistung, Teamgeist und Motivation körperlich und mental erfahren und später auf andere Bereiche wie beispielsweise Leistungsdruck oder Prüfungssituationen übertragen. Gleichzeitig lernen sie damit Ausgleichsaktivitäten kennen, können diese in Stresssituationen instrumentell einsetzen und sich somit entlasten. Dasselbe gilt für kreative Hobbys oder fürs Spielen ohne Druck und ohne Ziel, denn auch dort tun sich Erfahrungsräume auf, in denen sich Kinder und Jugendliche ausprobieren und finden können. Das nicht mehr oder nur noch eingeschränkte Erlernen dieser Fertigkeiten hat Auswirkungen auf die Belastbarkeit im Studium, genauso wie später beim Umgang mit Anforderungen im Beruf.

In meiner Praxis berate und therapiere ich viele junge Menschen, die genau an diesem Punkt nicht mehr weiterkommen. Sie wissen gar nicht um ihre Bedürfnisse und Wünsche, haben immer nur funktioniert. Letztlich sagen sie: „Ich weiß gar nicht, wer ich bin!“ Dies gemeinsam herauszufinden und zu leben ist das Ziel meiner Beratung.